Am 25. Oktober 2018 wurde mein Dickdarm operativ entfernt und rechts oberhalb des Bauchnabels ein sog. Ileostoma angelegt. Mein Dünndarm ist durch die Bauchdecke geführt worden und dies ist fortan mein künstlicher Ausgang.
Hier berichte ich über erste Erfahrungen mit der neuen Situation.
Sechs Tage nach der Operation konnte ich schon wieder das Krankenhaus verlassen und nach Hause zurückkehren. Eine Reha oder Heilanschlussbehandlung wollte ich nicht machen. So schnell wie möglich wieder nach Hause in mein eigenes Umfeld. Drei schlaflose Nächte im Krankenhaus und auch die Empfehlung meines Arztes, dem ich vertraue, so bald wie möglich dieses Haus zu verlassen und gesund zu werden, gaben mir die nötige Motivation. Mir selbst wieder meine Nahrung zubereiten können, im eigenen Bett zu schlafen, wieder mit meiner Familie zusammen sein zu können. Das hat mir geholfen.
Bei der Versorgung des Stomas half mir eine sogenannte Stomatherapeutin. Ich habe Termine mit ihr vereinbart und bin mit den Öffis zu ihr ins Krankenhaus gefahren. Anfangs ein wenig wackelig und langsam. Aber Termin um Termin wieder kräftiger und sicherer.
Vor der OP habe ich mich jahrelang gefürchtet. Eine Horrorvorstellung, ohne Darm zu leben. Das konnte ich mir nicht vorstellen. Ich habe gekämpft wie ein Löwe für den Erhalt meines Dickdarms. Der Preis war hoch. Die Lebensqualität wurde immer schlechter. Die Medikation zeigte zeitweise wenig bis keine Wirkung. Immer häufiger hatte ich als Folge der Entzündung im Darm nächtliche Durchfälle. Schlafmangel und Schmerzen gehörten jahrelang zu meinem normalen Körpergefühl. Bis zum Schluss sich heftige Schmerzen im ganzen Körper zeigten. Dicke Gelenke machten mir das Leben zur Hölle. Mittels Schmerztherapie versuchte ich mich auf die neue Situation einzustellen. Die Erkenntnis immerzu Schmerzmittel einzunehmen und die Nebenwirkungen, insbesondere das Gefühl nicht ganz klar im Kopf zu sein, führten mich dazu, mich noch mehr mit meiner Erkrankung auseinanderzusetzen, und die Entzündung im Darm für all diese Symptome anzuerkennen. Von diesem Zeitpunkt an, war es gefühlt nicht mehr weit zur Entscheidung für die OP.
Gespräche mit Menschen die ebenfalls Stomaträger sind, haben mir sehr geholfen. Über die Selbsthilfegruppe ILCO lernte ich Frau Albrecht kennen, die mir bei einem persönlichen Treffen so viel Mut gemacht hat und Hoffnung in mir entstehen ließ. Auch die Sprecherin der Regionalgruppe, Frau Hammermeister stand mir mit Rat und Tat zur Seite. Ich konnte jederzeit meine Fragen telefonisch klären und das war so hilfreich.
Dank der ausführlichen Beschreibung unterschiedlichster Probleme und Situationen auf Tamara Lammers Website Stoma-na-und.de und die Materialien, die sie entwickelt und vertreibt, haben mir sehr dabei geholfen, mit der neuen Situation klarzukommen. Dank ihrer Produkte kann ich unbeschwert in öffentliche Bäder oder in die Sauna gehen und im Alltag, beim Sport und auch nachts fühle ich mich einfach wohler.
Stomaträger oder Gurkenkönig?
Jetzt ein halbes Jahr nach der OP fühle ich mich wieder wie ein ganzer Mensch. Klar lebe ich weiterhin mit den massiven Einschränkungen durch die Dialyse. Doch das Leben hat wieder Qualität. Ich habe Hunger und nehme wieder zu. Auch die Lust auf Unternehmungen ist wieder da. Ich kann wieder Sport machen und alles tun was ist will. Meine Befürchtungen, wie etwa, dass ich nicht mehr Radfahren kann, oder dass ich mich mit meinen handwerklichen Aktivitäten einschränken muß, haben sich nicht bestätigt. Oft ist es so, dass ich beim Sport oder bei Aktivität völlig vergesse, Stomaträger zu sein.