Ich habe gerade einen Beitrag in Paul Sellers Blog gelesen, in dem er sich mit dem Thema Microplastik, welches durch Holzleime in das Abwasser gespült wird, beschäftigt.
Ich bin begeisterter Leser von Pauls Blog und gerade, dass er sich mit so einem breitem Spektrum rund um das Thema „Holzhandwerk“ beschäftigt, macht seinen Blog lesenswert.
Den Kommentar von Victoria Dr. von Coburg finde ich hierzu sehr passend. Sie weist Paul auf die Möglichkeit hin, Knochenleim zu verweden.
Ehrlich gesagt, frage ich mich schon länger, warum Paul, mit seiner mehr als 50jährigen Erfahrung mit dem Holzhandwerk, auf die er immer wieder hinweist, PVA-Leime verwendet. Er argumentiert in der Anwort auf Victorias Kommentar, dass vor allem die Reinigung der Leimpinsel, Roller usw. mit Wasser problematisch sind und das die Arbeit mit PVA-Leim einfach konfortabel ist. Insbesondere verwendet er in der Regel Leim aus der Flasche und da fällt die Reinigung weg.
Für mich persönlich ist die Arbeit mit Heißleim ein Vergnügen. Ich fühle mich mit vielen Generationen von Holzhandwerkern verbunden, wenn ich meinen Leim anrühre und mit einen selbstgemachten Lindenbastpinsel auftrage.
Ein Tip von einem befreundetem Restaurator, anstelle des teueren Leimkochers einen Babyflaschen-Aufwärmer zu verwenden, hat bei mir dazu geführt, dass ich nicht mehr mit konventionellen Leimen arbeite.
Ein Kilo Knochenleimgranulat kostet ca. 8€ und hält für meine Hobbyprojekte die ich realisiere viele Jahre lang. Ich verwende für meine Stühle Hasenleim, weil der nach der Aushärtung nicht glashart wird und somit die Leimfuge mehr Flexibilität zeigt. Das erhöht die Haltbarkeit der Verbindung. Für Rahmen und Verbindungen die nicht wetterfest sein müssen, kommt Knochenleim zum Einsatz.
Ein wichtiges Argument bei der ganzen Sache: Ich kann meine Hobel- und Sägespäne und Schleifstaub im Gemüsegarten entsorgen. Denn schließlich wären bei Verwendung von PVA-Leim in den Leimfugen ja Minispuren von Kunststoffen enthalten, die sich im Boden meines Gartens auf Dauer konzentrieren würden.
Ich verwende meine plastikfreien Hobelspäne als Mulchmaterial und führe so dem Garten Nährstoffe zu. Wenn ich mit PVA-Leim arbeiten würde, kämen auf diesem Weg kontinuierliche Gaben an Microplastik in meinen Garten. Das ist ein absolutes No-Go.
Außerdem vermeide ich Verpackungsmüll, wenn ich Heißleim verwende. Und ich spare mir den Gang in den Baumarkt und spare dabei auch noch ne Menge Geld, denn Kunstharzleim ist ganz schön teuer!
Wer weiterlesen möchte und sich mit dem Thema „Heißleim“ befassen möchte:
- Wikipedia – unter anderem Thema „Schimmelbildung“ und „Wasserfestigkeit der Leimung“
- Woodworkingforum – Verarbeitungstemperatur
- Kellerwerker – interessante Kommentare!!!
- Zusätze die die Verarbeitungszeit verlängern
Nachdem ich nun schon seit vielen Jahren Glutinleim einsetze, habe ich zunehmend den Eindruck das es sich auch hier lohnt genauer hinzusehen und sich zu befassen.
Ergänzung am 23.08.2020
Dank dem Kommentar von Marc habe ich mein aktuelles Projekt mit einer Zugabe von einem Esslöffel Essigessenz verleimt. Es ist so wie in den Quellen beschrieben: Der Leim bindet nicht so schnell. Der Vorgang des Verleimens wird dadurch wesentlich erleichtert. Auch bei vielen Leimflächen die gleichzeitig zu bestreichen sind, war der Leim offen. Auch die Haltbarkeit ist wesentlich verlängert. Nun steht der erkaltete Behälter schon seit zwei Wochen und es ist keine Schimmerlbildung zu sehen. Perfekt!
Hallo,
hast du vielleicht auch eine Empfehlung für einen plastikfreien wasserfesten (D4) Leim?
Liebe Grüße
Raphael
Kaseinleim, Qurk und Sumpfkalk wenn du im Netz danach suchst, findest du ne Menge
Noch ein tip : wen man beim knochenleimgranulaat 50% gewicht reines ureum zugibt bleibt der leim auch kalt verwendbar und bleiben alle eigenschaften wie vorher nur der offene zeit wird 15 min…
Hallo Marc, vielen Dank für deinen Hinweis. Ich habe gerade hier gelesen, dass auch die Zugabe von Säure (hier Essigessenz) einen ähnlichen Effekt hat (längere Verarbeitungszeit und Haltbarkeit im abgekühlten Zustand. Das werde ich bei meinem nächsten Projekt testen. Bin schon gespannt!
Beste Grüße
Hey!
Wie machst Du denn deine Lindenbastpinsel selbst? Einfach nur ein Stück Bast breitklopfen oder kannst Du noch einen tollen Tipp geben?
LG Raphael.
Hallo Raphael, die Pinsel sind einfach selbst herzustellen. Gerade liegt wieder viel Holz, welche Winterstürme gefällt haben rum. Davon hole ich mir den Bast. Die äußere Rinde wird vorher am Stamm ganz dünn geschält. Hierzu eignet sich ein Zughobel perfekt. Ich suche mir vorher ein schönes astfreies Stück aus, das wird dann dünn geschält. Danach bis zum Holz eingerizt, dann mit Stemmeisen oder Schnitzmesser den Bast vorsichtig abheben. Diesen so gewonnenen Bast lasse ich trocknen. Später in der Werkstatt schneide ich mit dem Messer schmale Streifen und forme somit den Pinsel. Der Pinsel entsteht durch Klopfen mit dem Hammer. So lösen sich die Verbindungsfasern und brechen. Stehen bleiben die „Pinselfasern“. Gruß Michael
Vielen Dank! Ich werde es so ausprobieren! 🙂
Hallo Raphael, deine Nachfrage hat mich angeregt einen Post über die Herstellung eines Lindenbastpinsels zu machen.
Schau mal, ob du damit was anfangen kannst. Oder warst du inzwischen selbst aktiv? Gruß Michael
Hi Mickey, ein sehr interessanter Beitrag!