So nun habe ich endlich wieder einmal einen Beitrag zu meinem eigentlichen Thema dem Holzhandwerk. Für alle meine Leser die ebenso begeistert wie ich von diesem schönen Handwerk sind, habe ich heute einen besonderes Schmankerl.
Wie jedes Jahr im Winter, kann ich die Holzhandwerk-Sommersaison (ich arbeite ja bei schönem Wetter am liebsten draussen) schon gar nicht mehr erwarten. Die kalte Winterzeit nutze ich vor allem, um meine Werkzeuge zu schärfen und herzurichten. Seit einigen Wochen beschäftige ich mich mit einer sehr schönen, englischen 14 Zoll langen Rückensäge von Preston & Sons. Am Originalsägeblatt brachen, beim Versuch die Zähne zu schränken, einzelne Zähne und man spürte einfach, dass der Stahl schon spröde war. Die Schnittleistung war nicht mehr zufriedenstellend und die Säge neigte stark zum verlaufen. So stellte sich die Ausgangslage dar.
Ich Beschreibe nun im folgenden, wie ich vorgegangen bin.
Das neue Blatt wird entsprechend des alten Blattes dimensioniert. Es handelt sich hier um ungehärteten Federstahl mit einer Dicke von 0,7mm. Das Materal kann mit einer Metallsäge und mit einfachen Feilen bearbeitet werden. Die Löcher werden mit HSS Metallbohrern hergestellt. Hilfreich ist z.B. beim Sägen, das Blatt auf ein Holzstück zu spannen. Die Geräusche sind dann erträglicher und das Sägen ist auch ungefährlicher.
Unten im Bild liegen die beiden Blätter übereinander. Hier habe ich die Bohrlöcher für die drei Schrauben markiert und gekörnert.
Wie bekomme ich das Blatt aus dem massiven Messingrücken heraus? Das geht relativ einfach. Das Blatt wird mit Schonbacken im Schraubstock eingespannt, so dass der Messingrücken nach unten zeigt. Dann nehme ich ein Stück Holz und klopfe mit dem Hammer auf die Unterkante des Rückens. So schiebt sich der Rücken langsam vom Blatt.
Wie kommt das neue Blatt wieder rein? Da gehe ich anders vor. Ich öle die Oberkante des Blattes (der Teil der im Messigrücken verschwindet) und spanne das Blatt wieder in den Schraubstock. Dann nehme ich den Rücken und klopfe Ihn Stück für Stück horizontal (wie schieben – mit dem Schonhammer) auf das Blatt.
Jetzt noch zur Frage, woher ich das neue Sägeblatt habe. Nach langem ergebnislosem Suchen nach Ersatzsägeblättern im Fachhandel, habe ich eine Stanley Rücksäge gefunden, die ein 14″ Sägeblatt hat. Die Säge wurde weggeworfen, weil sie stumpf war. Leider waren die Zähne mit Laser gehärtet, so dass ich diese wegschleifen musste (kann man nicht mit der Feile schärfen). Danach habe ich die Zähne neu angezeichnet und eingefeilt. Jetzt muß die neue Säge nur noch geschränkt werden. Den Lack und die hässliche Beschriftung habe ich mit feinem Schleifpapier entfernt.
Nun ist die Säge wieder Schärfbar. Und ein altes Werkzeug (Edward Preston und Söhne haben bis 1913 produziert) kann weitere Jahrzehnte als funktionales Werkzeug dienen.